Wenchang 文昌 ist der Name einer Stadt und eines Bezirks im Nordosten von Hainan, der tropischen Insel in Chinas Süden. Hier gibt es einen riesigen Kokosnusspalmenwald, einen Nationalpark, der wie eine Küste in Neuseeland wirkt, einen gut erhaltenen Mangrovenwald, ein paar schöne Strände und einen kleinen Berg.
Das Gebiet um Wenchang ist bisher *noch* sehr wenig touristisch erschlossen. Hier kann man noch das Inselleben so erleben wie es vor ein paar Jahrzehnten überall auf Hainan gewesen ist. Das merkt man auch an den Preisen. Diese sind hier noch richtig günstig.
In diese Gegend kommen kaum ausländische Touristen. Wer als Tourist nach Hainan kommt, geht meistens nach Sanya im Süden der Insel. Dort ist es auch tatsächlich am wärmsten. Obwohl es dort auch schön ist, ist das Gebiet oft etwas überlaufen und sehr touristisch. In Wenchang dagegen kann man den einen oder anderen Strand für sich alleine haben und bekommt einen authentischeren Einblick in das Inselleben.
Wie auch sonst überall in China ist hier viel um Umbruch begriffen. Obwohl es hier bisher an vielen Stellen noch relativ ruhig zugeht, macht die Modernisierung auch vor diesem entlegenen Zipfel Chinas nicht halt. Es werden viele Straßen neu gebaut und es entstehen sehr viele neue Gebäude. Schöne Strände werden mit neuen Resorts zugebaut und in den Dschungel große Breschen für Neubauten geschlagen.
Viele Chinesen aus anderen Provinzen im Norden Chinas kaufen auf der Insel ein Haus oder eine Wohnung um hier die kalten Monate des Jahres zu verbringen. Ein ganzes Haus (Einfamilienhaus oder kleine Villa, je nach dem wie man das sehen möchte) inklusive Einrichtung, in Dongjiao Yelin kostet beispielsweise 60.000 Euro (Stand Ende 2013). In den größeren Siedlungen oder in Sanya im Süden ist es dagegen deutlich teurer.
Sehenswürdigkeiten in Wenchang
In der Stadt Wenchang gibt es nicht so viele Sehenswürdigkeiten. Hier kenne ich nur den konfuzianischen Tempel und einen kleinen Park. Lohnenswerter finde ich jedoch ein paar Sehenswürdigkeiten außerhalb Wenchangs.
Hongshulin 红树林 – der Mangrovenwald
Nicht weit außerhalb der Stadt Wenchang, am Rande der Bamen Bay, gibt es ein Stück Mangrovenwald, auf Chinesisch Hongshulin. Hier kann man den Küstenwald und die natürliche Ufervegetation der Gegend bewundern (der leider nur noch hier ein Rückzugsgebiet hat und in den meisten Gegenden leider verschwunden ist). Eine Brücke aus Holz führt durch den Wald und man kann die unterschiedliche Vegetation betrachten. Hier gibt es Mangroven und verschiedene andere Bäume zu bewundern. Die Mangroven brauchen übrigens ein paar hundert Jahre zum Wachsen. Am Rande des Weges gibt es viele Schilder, die Informationen zu den Pflanzen vermitteln. Am Rande des Mangrovenwaldes gibt es ein kleines Restaurant in dem man sehr lecker und nicht teuer essen kann.
Es gibt einen Rundradweg, der vom Hongshulin bis zum Dongjiaoyelin, um die ganze Bamen Bay herum führt. Er ist ca. 40 km lang und führt an den größten Sehenswürdigkeiten der Gegend vorbei.
Als ich dort war bin ich vom Dongjiaoyelin mit einem Schiff mit den ein paar Leuten aus dem Hostel dorthin gefahren. Ein Boot mit 10 Leuten kostet ca. 360 Yuan für einen ganzen Tag. Die Fahrt ging vorbei an den Fischerbooten und Netzen. Hier konnte man auch einen kleinen Einblick in das Leben der Fischer hier werfen. Den Ausflug hat der Besitzer von unserem Hostel organisiert.
Dongjiao Yelin 东郊椰林 – Coconut Grove, der Kokos-Palmenwald
Dongjiao Yelin, der Östliche Palmenhain ist ein ziemlich großes Dschungelgebiet, etwas außerhalb Wenchangs, dicht bewachsen mit Palmen und Dschungel. Mir hat es hier sehr gut gefallen, es ist ein Dschungel wie er im Buche steht. Hier stehen angeblich 50% aller Palmen Chinas. Zwischen den Palmen gibt es immer wieder kleine Tümpel und in dem Gebiet in dem wir waren auch Felder und Siedlungen.
Immer wieder sieht man alte Frauen, die die Kokosnüsse bearbeiten. Mit den Kokospalmen werden die verschiedensten Dinge hergestellt. Unter anderem werden hier auch Betelnüsse angebaut. Ein paar davon werden in Hainan gegessen aber die allermeisten gehen nach Hunan und noch ein paar nach Hubei. Dort findet man die Betelnüsse wirklich in jedem Supermarkt und kleinem Markt an jeder Ecke. Um sie herzustellen werden kleine Feuer angezündet auf denen sie geröstet werden.
Die Gegend ist wirklich sehr authentisch. Das Problem daran ist wiederum, dass es kein Nationalpark oder ein Schutzgebiet ist. Die Leute wohnen hier ganz normal und dementsprechend verschmutzt ist es überall. Zwischen den Palmen im Dschungel findet man immer wieder unheimlich viel Müll. Das ist wirklich traurig. Die Straße ist im Moment auch noch nicht fertiggestellt.
Die meisten Leute fahren hier mit Motorrädern herum. Taxis sind hier schwer zu bekommen. Am besten lässt man sich die Nummer von einem Fahrer geben, zum Beispiel im Hotel. Die sprechen dann meistens auch gutes Hochchinesisch, mit Englisch wird es allerdings wahrscheinlich schwierig. Wenn jemand vom Hotel Englisch spricht kann der einem bei der Kommunikation unterstützen.
Longlou 龙楼 – eine kleine Stadt mit mehreren Attraktionen
In der Gegend von Longlou 龙楼 gibt es einiges zu sehen: Hier ist ein kleiner Berg, von dem man einen schönen Ausblick über die nahe Umgebung hat, der Shitougongyuan und die Mondbucht, ein sichelförmiger Sandstrand.
Nach Longlou kommt man von Wenchang mit einem Überlandbus für 19 Yuan pro Person. Die Busse fahren von der Wenzhou-Busstation (文昌汽车站) mindestens stündlich ab. Der letzte Bus zurück fährt um 19 Uhr in Longlou ab. Mit dem Taxi zurück kostet es je nachdem wo man wohnt mindestens 150 Yuan. (Wir haben vom Shitougongyuan bis nach Dongjiaoyelin 130 Yuan bezahlt. Das Taxi haben wir gefunden in dem wir ein paar Dorfbewohner in dem kleinen Fischerdorf beim Steinpark gefragt haben. Die haben uns dann eine Nummer von einem Taxifahrer gegeben der uns dann abgeholt hat. Bis nach Wen chang Stadt rein wird es dann nochmal teurer.)
Uns hat ein Tuktukfahrer (so ein kleiner dreirädriger Wagen mit Mopedmotor und einer großen Kiste hinten drauf, in der man drinsitzen kann) das Angebot gemacht uns für einen Tag für 200 Yuan den ganzen Tag zu den schönsten Sehenswürdigkeiten zu bringen. Das ist schon praktisch, allerdings rüttelt und schüttelt das Tuktuk dann sehr stark, so dass lange Trips sehr anstrengend und ungemütlich werden können.
Tonggu Ling 铜鼓岭 – ein kleiner Berg mit schöner Aussicht
Der „Kupfertrommelberg“ ist ein kleiner Berg an der östlichsten Spitze der Insel. Früher war das ganze Gebiet militärisches Sperrgebiet. Auch jetzt noch sind oben auf dem Gipfel ein paar militärische Anlagen. Von oben hat man eine gute Aussicht auf die Yueliang Bay und die nahe Umgebung.
Von der Busstation in Longlou bis zum Fuße des Berges kommt man mit kleinen Tuktuks/Sanlun Ches. An der Busstation warten die Fahrer schon. Es sollte circa 40 CNY kosten. Die San Lun Ches lassen einen am Fuße des Berges raus. Auf den Gipfel kommt man mit Motorrädern. Die kosten 10 CNY pro Person. Der Weg nach oben ist nicht sonderlich schön. Es ist die alte Militärstraße, aus Betonplatten gefertigt. Die Aussicht auf dem ist auch nicht so wirklich spektakulär und der Berg eigentlich nur von niedrigen Büschen bewachsen. Ich würde also empfehlen ein Motorrad nach oben zu nehmen.
Am Fuße des Berges gibt es ein Restaurant. Allerdings habe ich da leider gar keine gute Erfahrung gemacht. Es war viel zu teuer und es gab einen ganz schlimmen Streit mit dem Besitzer. Das Wenchang Ji ist hier überhaupt nicht zu empfehlen, es kostet 150 CNY und schmeckt nicht besonders gut.
Am Fuße des Berges, direkt am Meer gibt es ein Gebiet das richtig schön ist. Von dort gibt es auch einen Weg auf den Berg. Leider war ich nicht dort, von weitem sah die Gegend aber sehr schön aus.
Yueliang Wan 月亮湾 – die Mondsichel-Bay
Von Tongguling aus sieht man die Yueliangwan, die Mondsichelbay. Es handelt sich dabei um einen ziemlich langen Sandstrand, der von dem kleinen Berg aus wie eine Mondischel aussieht. Hier kann man baden gehen.
Google Maps https://maps.google.de/maps?q=19.706597,111.003621&hl=de&num=1&t=k&z=15
Shitou Gongyuan 石头公园 – Der „Steinpark“, ein Nationalpark mit schönen, felsenreichen Stränden
Ganz am östlichsten Punkt von Hainan befindet sich der Shitougongyuan, ein kleiner Nationalpark am Strand mit vielen Steinen. Wie ein Student aus der Universität in Hainan sehr treffend gesagt hat, ähnelt die Gegend hier Australien oder Neuseeland, was ich bestätigen kann.
Ich habe die Gegend von einem kleinen Fischerdorf aus begonnen zu erkunden. An Tongguling haben wir ein „Taxi“ hierher genommen. Das hat 40 Yuan gekostet und war ein herutnergekommener VW Jetta aus den 80ern. Eigentlich wollte er auf uns warten, ist dann aber recht schnell sehr ungeduldig und sauer geworden und schimpfend weggefahren.
Das Fischerdorf muss man erst einmal durchqueren bis man zu dem schönen Teil kommt. Man kommt zunächst an einer kleinen Insel mit einem Leuchtturm vorbei. Später wird die Landschaft richtig schön. Hier gibt es viele große Steine, die an der Küste liegen. An der einen Stelle geht es hoch auf einen kleinen Hügel von dem man eine Aussicht auf die schöne Umgebung hat.
Kosmodrom
Das Kosmodrom Wenchang (文昌卫星发射中心) ist eine Startrampe für chinesische Raketen, die schwere Satelliten in den Orbit bringen sollen. Die Eröffnung wurde mehrfach verschoben. Durch die Nähe zum Äquator kann hier beim Start Energie und somit Kosten gespart werden.
Baden, Schnorcheln und Tauchen
Wenn das Wasser warm genug ist, kann man in Wenchang gut schnorcheln oder tauchen gehen.
Wohnen
Wenchang selbst ist keine so schöne Stadt. Etwas außerhalb der Stadt wohnt man viel schöner und findet einige sehr schöne Hotels. Empfehlenswert finde ich die Gegend um Dongjiayelin Zhen 东郊椰林郑.
Resorts
In dem kleinen Dorf/Gebiet Dongjiaoyelin gibt es am Strand ein paar Resorts. Eines davon ist das Balan resort. Hier kann man in Hütten direkt am Strand wohnen. Ein Monat Vollpension mit 3 Mahlzeiten pro Tag kostet hier 4000 CNY (Stand Ende 2013).
517一站 Hostel
Ich habe im 517一站 Hostel gewohnt. Es ist in 碧海椰都, am Baima Weitou gelegen. Das Hostel ist vor allem für Radfahrer gedacht, die Hainan auf zwei Rädern erkunden. Ein Bett in einem Mehrbettzimmer kostet 45 Yuan. Ein Einzelzimmer 120 Yuan. Der Besitzter spricht KEIN Englisch, oder nur sehr wenig ist aber sehr nett und die Stimmung in dem Hostel immer sehr schön und herzlich. Abends trinkt man zusammen Bier und unterhält sich und tagsüber machen oft alle zusammen Ausflüge wie zum Beispiel zum Hongshulin. Er ist sehr hilfsbereit und hilft einem eigentlich bei allen Sachen. Mehr Information sind auf Qunar zu finden, wo man das Hostel auch buchen kann.
Das Hostel ist ein große Villa, unter großen Palmen, direkt an einem kleinen Sandstrand gelegen. Es ist lichtdurchflutet und hat eine angenehme Atmosphäre. Hier ist es sehr sicher, in dem Hostel wurde noch nie etwas geklaut. Hier gibt es keine Autos da das Gebiet noch nicht richtig verkehrstechnisch erschlossen ist. Dementsprechend ruhig und idyllisch ist es. Der große Garten vor der Tür lädt zum Ausruhen ein. Direkt vor dem Haus erstreckt sich die Bamen Bucht. So idyllisch ist das dann allerdings trotzdem nicht, denn Wenchang ist ein großer Hafen und hier kommen einige Schiffe und Dschunken vorbei, die auch kräftig Lärm machen. Aber der Matschweg, der nahe der Wohnsiedlung losgeht führt durch eine wunderbare Dschungellandschaft die immer wieder mit kleinen Feldern und Siedlungen durchsetzt ist. Von hier aus ist es nicht weit bis zum dongjiaoyelin Palmenhain.
Wie man hinkommt: Vom Hauptbahnhof fährt man mit der Buslinie 9 zum 环球码头. Dort nimmt man ein Boot zum 白头尾码头. Hier steigt man dann aus geht die Hauptstraße ungefähr 300 m weiter. Dort ist ein blaues Schild. Das ist der Eingang von 碧海椰都. Die Hausnummer ist 35. Wenn man in den Eingang hineingeht und die Straße entlang geht, kommt man direkt darauf zu.
Essen
Ein sehr berühmte Spezialität in Wenchang ist das Wenchang Huhn 文昌鸡. Die Hühner hier leben besonders gesund und können immer frei im Dschungel herumlaufen. Daher sind sie sehr lecker. Das Huhn wird dann einfach zerhackt und gekocht.
Hainanesische Nudeln:
Dei Nudeln werden in einer dicken Sauce gekocht und schmecken sehr würzig mit sehr intensivem Geschmack. Darin sind kleine Fleischstücke.
Hinkommen
Auf Hanain gibt es mittlerweile ein perfekt ausgebautes Schnellzugnetz. Mit dem Schnellzug (Gaotie) kommt man in kürzester Zeit von den wichtigsten Orten nach Wenchang. Vom Haikou-Flughafen (海口美兰机场) dauert es nur ca. 20 Minuten. Vom Hauptbahnhof in Wenchang eine Stunde. Von Sanya oder dem Flughafen dort dauert es nur ein oder zwei Stunden.
Von Guangzhou aus gibt es ein paar Züge die nach Haikou fahren. Ich habe zum Beispiel den Übernachtzug genommen. Der fährt um 19 Uhr los und kommt um 8 Uhr morgens am Hauptbahnhof in Haikou an. Dabei wird der Zug auf eine Fähre geladen und man bleibt für die Überfahrt im Zug. Von Haikou aus, kann man dann den Schnellzug in die verschiedenen Regionen der Insel nehmen. Das Ticket von Guangzhou nach Haikou hat 200-300 Yuan gekostet und das von Haikou nach Wenchang nochmal 40 Yuan oder so.
Verständigung
Mit Hochchinesisch kann man sich schon sehr gut verständigen. Das verstehen die meisten Leute, besonders die jungen Menschen. Mit Englisch wird es in der Region allerdings eher schwierig. Ich kann das jedoch leider nicht beurteilen, da ich ausschließlich Hochchinesisch mit den Leute gesprochen habe.
Links
Im Internet habe ich nicht viel über Wenchang gefunden.
Trip Advisor: Hier gibt es ein paar Bewertungen und Augenzeugenberichte zu den Attraktionen. Das kann bei der Reiseplanung helfen, wenn man noch ein paar andere Perspektiven bekommt.
Video über Wenchang
Hier noch ein kleines Video über Wenchang um einen kleinen Einblick zu bekommen: